Antworten von Pamela Rendi-Wagner

1. Welche ökologisch vertretbaren Wirtschaftsmodelle sind neben dem derzeit real existierenden kapitalistischen Wachstumsmodell für dich vorstellbar bzw. visionär anstrebenswert?
Die SPÖ steht für eine soziale Marktwirtschaft, einen aktiven Staat, der die Energiewende vorantreibt und sozial gerecht gestaltet. So eröffnen wir Chancen für mehr Innovation, mehr hochwertige Arbeitsplätze und mehr ökologische Nachhaltigkeit. Dysfunktionale Märkte, die sich gegen die Menschen richten, wie etwa der Strommarkt in den letzten Monaten, müssen korrigiert werden. Grundbedürfnisse wie leistbarer Strom und leistbares Gas aber auch leistbarer Wohnraum müssen für alle gesichert sein.


2.
Was sind deine Visionen für eine feministische Zukunft der Partei und für eine feministische Zukunft unserer Gesellschaft?
Wir müssen der Turbo in der Gleichstellungspolitik zünden. Denn Fakt ist, Frauen leisten mehr und bekommen weniger. Es ist daher Zeit, die Einkommens und Pensionssituation von Frauen endlich nachhaltig zu verbessern. Ich mache mich stark für den Ausbau der kostenfreien, ganztägigen Kinderbetreuung, die Einführung einer freiwilligen geförderten 4TageWoche, eine ausgewogenere Aufteilung der Karenzzeiten sowie echte Lohntransparenz.


3.
Welchen Reformbedarf siehst du in Bezug auf unser Staatsbürger*innenschaftsrecht?
Finanzielle Hürden müssen abgebaut werden. Es gibt Menschen in Österreich, die hier zum Beispiel im so wichtigen Pflegebereich jahrelang arbeiten und sich zu 100 Prozent zu Österreich bekennen, aber nicht Österreicher werden können, weil die Einkommensvoraussetzungen und Gebühren zu hoch sind. Die Erlangung der Staatsbürgerschaft darf kein Privileg der Reichen sein.


4.
Wie gelingt es dir die unterschiedlichen Strömungen in unserer Partei unter deinem Vorsitz zu einen und welche weitere Demokratisierungs und Mitmachprojekte wird es unter deiner Vorsitzführung geben?
Unterschiedliche Meinungen hat es immer gegeben und wird es in unserer Partei immer geben. Und das ist auch gut so. Wichtig ist, dass alle nach dem Parteitag geschlossen auftreten, damit die drängenden Lösungen und Themen, die wir für unser Land haben, wieder im Vordergrund stehen. Es muss das Ziel sein, gemeinsam mit voller Kraft und mit großem Stolz in die politische Auseinandersetzung um die Zukunft unseres Landes zu gehen, damit wir für die Vielen in unserem Land wieder eine starke Kraft sein können.


5.
Welche 5 konkreten Maßnahmen sind für dich im Kampf gegen den Klimawandel in den kommenden 3 Jahren unbedingt umzusetzen?
Der Klimaschutz ist eine zutiefst soziale Frage. Um klimaneutral zu werden, müssen wir alle an einem Strang ziehen und dürfen niemanden zurücklassen. Ich trete für einen aktiven Staat ein, der die Energiewende vorantreibt und sozial gerecht gestaltet. So  eröffnen wir Chancen für mehr Innovation, mehr hochwertige Arbeitsplätze, Standortsicherheit und mehr ökologische Nachhaltigkeit. Dazu gehören unter anderem ein wirksames Energieeffizienzgesetz, der Abbau von Hindernissen beim Ökostromausbau und der Aufbau eines RohstoffRecyclingSystems. Und wir brauchen zehntausende bestausgebildete Arbeitskräfte, um die Energiewende zu schaffen.


6.
Welche Ideen zur Überwindung der Mehrklassenmedizin hast du? Was ist der konkrete Plan das Zutodesparen des öffentlichen Bereiches zu beenden und die daraus folgende Privatisierung zu verhindern?
Österreich hat ein gutes öffentliches Gesundheitssystem, aber die Wartezeiten auf einen Arzttermin werden immer länger. Es gibt zu wenige Kassenärzte und immer mehr Privatärzte. Dazu kommt der Mangel an Pflegekräften und mittlerweile sind sogar bestimmte Medikamente knapp. Die Gesundheitsversorgung für die Österreicherinnen und Österreicher zu sichern, ist Aufgabe der Politik. Mehr Ärztinnen und Ärzte, mehr ärztliche Versorgungszentren, mehr Pflegekräfte und eine gesicherte Medikamentenversorgung sind entscheidende Schritte dafür. Es soll auch mehr Primärversorgungszentren geben, in denen mehrere Gesundheitsberufe unter einem Dach arbeiten. Als Gesundheitsministerin habe ich eine Einigung über deren Ausbau erreicht und Wien geht hier mit gutem Beispiel voran. Diese Zentren bringen Patientinnen und Patienten längere Öffnungszeiten und weniger Wege und junge Ärztinnen und Ärzte finden dort bessere Arbeitsbedingungen vor. Ich schlage auch vor, die Medizinstudienplätze zu verdoppeln und Anreize für Medizinabsolvent*innen zu schaffen, um im Land zu bleiben z.B. durch Stipendien mit der Auflage, fünf Jahre im öffentlichen Gesundheitsbereich tätig zu sein.


7.
Was umfasst für dich ein modernes System der sozialen Sicherheit und was ist für dich die ideale Organisationsform einer Sozialversicherung?
Wichtig ist, Österreichs hervorragendes, solidarisches Gesundheitssystem zu schützen und auszubauen u.a. mit konkreten Maßnahmen gegen den Ärzt*innenmangel, wie der Verdoppelung der MedizinStudienplätze oder den Ausbau der Primärversorgungszentren. Außerdem soll das Arbeitslosengeld auf 70 Prozent des letzten Einkommens erhöht. Zudem mache ich mich stark für ein neues Modell zur fairen Pensionsanpassung.


8.
Wie siehst du vor dem demographischen Hintergrund unserer Gesellschaft die Rolle unserer Jugend in Hinblick auf Partizipation, Mitbestimmung und Gestaltung der Gesellschaft?
Jungen Menschen muss es möglich sein, sich an Politik und Entscheidungen in ihrem Bereich beteiligen zu können. Die Demokratisierung der Landes und Bundesschüler*innenvertretungswahl durch eine Direktwahl ist ein wichtiges Anliegen.


9.
Wohnungskosten und leistbarer Wohnraum versus Immobilienspekulation wie hast du vor, das eine zu gewährleisten und das andere abzustellen?
Klar ist für mich: Wohnen darf kein Luxus sein, jeder hat das Recht auf ein sicheres und leistbares Dach über dem Kopf. Wir brauchen endlich ein einheitliches, faires Mietrecht für alle Mietwohnungen samt Preisobergrenzen. Seit Monaten kämpfen wir dafür, die Mieterhöhungen bis Ende 2025 zu stoppen. Danach müssen Mieterhöhungen auf maximal zwei Prozent pro Jahr begrenzt werden. Außerdem braucht es mehr sozialen Wohnbau.


10.
Welche zwei Worte fallen dir jeweils zu folgenden Begriffen ein?
Asylmissbrauch: Rückführungsabkommen aushandeln

qualifizierter Zuzug: gegen Fachkräftemangel

Festung Europa: Neutralität Österreichs

Internationalismus: Internationale Solidarität

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close