Mit dem immer brutaler auftretenden Nazifaschismus in Deutschland, der sich vor allem instinktiver Propagandamittel bedient, mussten sich die Sozialdemokraten auseinandersetzen. Überall, von allen Hausmauern, prangte das verhasste Symbol der Faschisten. Neue Wege der politischen Agitation, die stark verknüpft mit einer bewussten Abwehrreaktion sein sollte, mussten gefunden werden. Der russische Sozialdemokrat und Psychologieprofessor Sergej Tschachotin, der seine Arbeit an der Berliner Universität fortsetzte, fand diesen wichtigen Weg. In einer Broschüre ‘Grundlagen und Formen politischer Propaganda’, die er gemeinsam mit dem sozialdemokratischen Mitglied des Deutschen Reichstages, Carlo Mierendorff, der brutalsten Verfolgung der Nazifaschisten ausgesetzt war, verfasste, und die 1932 vom Bundesvorstand des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold verlegt wurde, schrieb Tschachotin über die Propaganda unter anderem:
„Die neue Propaganda ist nichts anderes als die Anwendung der Kenntnisse der modernen Massenpsychologie und der wissenschaftlichen Organisation der Arbeit auf den politischen Kampf der Arbeiterbewegung […] Eine erfolgreiche Propaganda darf nicht auf Zufall beruhen und sich als Ziel die Beeinflussung nur dieses oder jenes Triebes setzen, sondern sie muss danach trachten, alle wesentlichen Triebe der menschlichen Seele in gewollte Schwingungen zu versetzen: nur die Totalität der Erfassung aller Triebe gewährleistet den Erfolg.“In einer Gemeinsitzung des Propagandaausschusses der deutschen Sozialdemokraten im Jahre 1932 referierte Tschachotin über seine Ideen. Geglückte Versuche seiner Theorien in drei kleinen Städten, die gerade im Wahlkampf standen, brachten den Durchbruch. Ein neues Kampfabzeichen war geboren: die „Drei Pfeile“. Bald flatterte das neue Kampfsymbol auf den Freiheitsfahnen der Eisernen Front, bald sah man die drei Pfeile das Hakenkreuz durchbohren. Eine Welle der Abwehrbereitschaft gegen den Faschismus brauste durch das Land.
Selbstverständlich haben die drei Pfeile, die den Kampf gegen Kapitalismus, Faschismus und Reaktion darstellen, rasch Eingang in andere sozialdemokratische Parteien gefunden. Bereits am 8. August 1932 schlug Otto Felix Kanitz in der Sitzung des Parteivorstandes der Sozialdemokratischen Partei Österreichs vor, die drei Pfeile neben dem Parteiabzeichen als sozialistisches Kampfabzeichen zu tragen. Einige Tage später, am 14. August, wendete sich die „Arbeiter-Zeitung“ an alle Genossinnen und Genossen, dieses neue Kampfabzeichen zu verwenden. Dichter der Arbeiterklasse nahmen sich bald der ‘Drei Pfeile’ an.
So widmete der Österreichische Dichter, Offizier und überzeugte Sozialist Karl Schneller sein Gedicht „Drei Pfeile“ dem Parteitag 1932 der Österreichischen Sozialdemokratie. Auch Diskussionen in der „Arbeiter-Zeitung“ zeigten an, wie sehr man sich mit dem Kampfabzeichen beschäftigte. Einem Genossen, der die Ansicht vertrat, die Drei Pfeile nach oben zu tragen, antworteten einige im Parteiorgan vom 2. Jänner 1933.
So meinte zum Beispiel Eduard Lindner aus Krems, „[…] dass unsere Drei Pfeile ein Kampfabzeichen gegen Kapitalismus, Faschismus und Reaktion sind und jeder klassenbewusste Arbeiter hoch über dem bürgerlichen Sumpf hinausragt. Nachdem wir das zum Ausdruck bringen wollen, richten wir die Pfeilspitzen nach unten, da unser Feind nur in den Niederungen der Menschheit zu suchen ist.“
Selbst in der tiefsten Illegalität, unter den Verfolgungen des Faschismus zierten die Drei Pfeile immer wieder Flugschriften der Revolutionären Sozialisten Österreichs oder waren auf Hausmauern zu finden. Als endlich der Barbarei 1945 ein Ende gesetzt wurde, war es neuerlich das erprobte Kampfabzeichen, das voll stolz und Zukunftsglauben getragen wurde.
“Wir sehen also“, schrieb die „Arbeiter-Zeitung“ am 15. September 1945, „dass auch die Drei Pfeile bereits eine reiche Tradition aufweisen. Heute sind sie das Kampfabzeichen unserer Sozialdemokratischen Partei, der industriellen, landwirtschaftlichen und geistigen Arbeiter die durch den roten Ring zur politischen Einheit der Partei zusammengeschlossen werden.
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